MeineMagenOP

Mein Weg in ein neues, gesünderes Leben!

... kannst Du hier Ollis Magen- OP aus der Sicht von Nikki betrachten - 1. Einleitung

1. Einleitung

Als mein Mann Olli und ich uns 2003 kennenlernten, war ich eine fast 40jährige Witwe, die ihren ersten Mann 2 Jahre zuvor durch einen Herzinfarkt verloren hatte.
Wir begegneten uns auf einer christlichen Homepage für Partnervermittlung, denn ich wusste als kinderlose und noch relativ junge Frau, dass ich gerne noch Mutter in einer Familie sein wollte.
Olli war allein erziehender Vater, die jüngste Tochter wohnte noch Zuhause und war 11 Jahre alt.


Wir hatten erst zweimal hin- und her gemailt, als er mir vor Zusendung des ersten Fotos reinen Wein über sein Gewicht einschenkte. Ich wäre doch so ein zartes Reh (war ich damals tatsächlich - nach heftiger Gewichtsabnahme in meiner Trauerzeit) und er ein 1,93m großer Mann mit 130kg... ob das denn okay wäre? ...

Ich antwortete ihm, wie ich es heute noch tun würde: „Äußerlichkeiten sind für mich nicht besonders wichtig, aber ich bin traumatisiert von dem Verlust meines ersten Mannes und hätte Sorge, dass mir das noch mal passiert“.

Aber wir hatten uns bereits unsterblich verliebt, waren gerade Mal 40 und bauten nach meinem Umzug zu ihm in die neuen Bundesländer unsere Familie, unsere Existenz und unser Haus auf.

Das war spannend, schön, aber aufreibend und oft haben wir auch aus Kummer gegessen.


So wurden bei Olli aus den 130kg schnell 140, dann 150 und schließlich sogar über 160kg. Ich war auch bald keine „Kummer- Bohnenstange“ mehr, gemeinsam schmeckt es eben viel besser.


Wir hatten bis  2015 – in den inzwischen 12 gemeinsamen Jahren – schon einige Diäten ausprobiert, versucht, uns mehr zu bewegen, die Wechseljahre nicht ignorieren können, ganz konkret über eine bariatrische OP nachgedacht und sogar Kontakte zu einem Adipositaszentrum geknüpft.
Aber Ollis Krankenkasse war schließlich nach einem zweijährigen Kampf nicht zu über-zeugen, ihm diese OP zu bezahlen.
Das war ein herber Schlag, denn langsam stellten sich die Folgen des Übergewichts bei Olli ein und das  Schreckgespenst meines alten Lebens zeigte sich vorzugsweise nachts immer deutlicher: „was ist, wenn ich wieder einen geliebten Menschen zu Grabe tragen muss? Würde ich das überhaupt noch mal überstehen, im höherem Alter als damals“?

Es wurde Ende 2017 und Olli litt sehr unter seinem Gewicht, hatte ständig Schmerzen, schlief schlecht, schnarchte laut, musste Insulin spritzen und das immer mehr, gerade bekam er die Diagnose Bluthochdruck. Seine Füße hatten bereits begonnen, gefühlloser zu werden (Polyneuropathie). Besonders quälend war der ständige Hunger, der erst verschwand, wenn der Magen übervoll war, und das nur für etwa eine Stunde.

Wir aßen nicht ungesund: ich machte Roggenbrot selbst, backte Diabetes- Kuchen, wir aßen Obst, Gemüse und Salat, ersetzten Zucker durch kalorienfreie Süßungsmittel.
Okay, Olli liebte als Thüringer seine Wurst, brachte gern Brötchen und gelegentlich etwas Süßes und gerne auch Kuchen mit. Ich liebe Kartoffeln und Nudeln. Aber unser Einkaufskorb sah immer sehr ausgewogen aus, im Gegensatz zu vielen anderen im Supermarkt! Was sollten wir denn noch unternehmen?
Ollis Selbstwertgefühl war im Keller, der Zustand hatte schon länger durchaus Auswirkungen auf unsere Beziehung und unser Zusammenleben.
Eine sehr niedergeschlagene Phase in unserem Leben folgte. Die bariatrische OP war inner-lich und äußerlich abgehakt. Selbst bezahlen konnten wir sie nicht.

2018 entschieden wir uns, Ollis Diabetes- Behandlung in Erfurts größtes Diabeteszentrum zu verlegen. Das war im Rückblick ein Wendepunkt.
Ein sehr kompetenter und verständnisvoller Diabetologe bestätigte uns, dass eine Magen- OP schon vor Jahren der richtige Weg gewesen wäre. Mit der OP würde sich der Diabetes Typ 2 sehr häufig erheblich bessern. Er würde es an unserer Stelle noch einmal versuchen, da sich die Krankenkassen inzwischen für diese Art der Adipositasbehandlung weiter öffnen würden.
Gesagt! Getan! Aber wer jetzt denkt: „Happy End“! - weit gefehlt.
Die Krankenkasse stellte ihre üblichen Forderungen: Ernährungsberatung!, Fitnesskurse!, Bewegung!, Nachweise! ...

Das hatten wir alles schon einmal! Aber wie macht man das, wenn die Gelenke, die Füße nur noch weh tun, man wegen eines operierten Knies noch nicht einmal mehr Fahrradfahren und Schwimmen kann. Und wie zaubert man den unerträglichen Hunger weg?

Individuelle Behandlung seitens der Krankenkasse gab es nicht. Mein Mann bestand auf eine weitere Begutachtung durch den MDK. Dieser nahm sich lediglich die inzwischen umfangreiche Akte vor und lehnte – „nach Aktenlage“ – ab.
Wir rechneten der Krankenkasse vor, wie viel Olli im Monat an Medikamenten benötigte (um die 800,- Euro waren es schon) und wann eine Bariatrische OP sich für die Kasse rechnen würde.
Kein Einlenken - das war niederschmetternd.
Ich hatte die Nase endgültig voll und gab innerlich auf. Nachts kroch weiterhin das Gespenst der Verlustangst über meine Decke.

Aber Olli ist ein sehr hartnäckiger Mann. Dass, was mich manchmal auf die Palme bringt, nahm hier seinen unerbittlichen Lauf. Ohne dass ich es wusste, machte er weiter, schrieb immer eindringlichere Widersprüche und wendete sich schließlich sogar noch an den Petitionsausschuss des Bundestages. Er ließ sich nicht abschütteln.

Und dann, nach zweimal 2 Jahren Kampf passierte unerwartet das Unglaubliche: wir bekamen an einem denkwürdigen Samstag einen Brief mit der Zusage der Krankenkasse!
Die Bemerkung, dass eine „medizinische Notwendigkeit…“ nach ihrer Meinung „…nicht vorliegt“, konnten sie sich allerdings nicht verkneifen!
Egal! Wir dürfen!
Wer kann sich schon so über eine OP freuen? Die Adipösen und ihre Angehörigen!!!
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